Gedanken

5. Dezember 2023

»Wie klingt, was du glaubst?« – Interreligiöses Konzert in Stuttgart

»Wir glauben, das alles leichter geht, wenn man es singt«. Mit diesen Worten begann am Sonntag vor einer Woche das interreligiöse Konzert, das der Rat der Religionen zusammen mit Trimum organisiert hatten.

Der wer? Mit wem? – Also der Reihe nach!

In Stuttgart haben wir mit dem »Rat der Religionen« eine Einrichtung, die sich ein friedliches und gerechtes Miteinander aller religiösen und nichtreligiösen Bürger:innen zur Aufgabe gemacht hat. Mit Vertreter:innen aus 21 Religionsgemeinschaften gehört der Stuttgarter Rat zu den größten in Deutschland! Und dieser Rat hatte sich eine Art musikalisches Teambuilding überlegt, um Menschen verschiedenster Glaubensrichtungen und Kulturen zusammenzubringen. Das Thema: »Wie klingt, was du glaubst?«

So kam es, dass sich an drei Sonntagen, verteilt auf ein halbes Jahr, jeweils drei Gemeinschaften mit ihren Liedern präsentiert haben. Dabei waren:

  • Die jüdische Gemeinde, die alevitische Gemeinde und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage
  • Der Verband der Islamischen Kulturzentren, die Neuapostolische Kirche und die Alt-Katholische Gemeinde
  • Die Bahá’í-Gemeinde, die Evangelische Kirche und die Siebenten-Tags-Adventisten

Unterstützt wurden sie vom Trimum-Chor, der als interreligiöser und interkultureller Chor in ganz Deutschland zu finden ist. Das Besondere war, dass die Teilnehmer:innen ihre Lieder nicht alleine gesungen, sondern sich jeweils gegenseitig unterstützt und ihre Lieder mit den anderen geteilt haben. Und dadurch, dass sich erst alle Teilnehmer:innen kennenlernen und die (Lied-)Inhalte einüben mussten, ging so eine Veranstaltung von Sonntagmittag an bis in den Abend, wo dann das gerade entstandene Konzertprogramm vorgetragen wurde.

Die Teilnehmer:innen des interreligiösen Konzerts auf der Bühne

Die Teilnehmer:innen des interreligiösen Konzerts auf der Bühne.

Der Höhepunkt war dann das Abschlusskonzert am vergangenen Sonntag, bei dem alle teilnehmenden Religionsgemeinschaften zusammengekommen sind und das Programm und die Inhalte des Konzerts gemeinsam erarbeitet haben. Am Freitagabend haben wir Ideen, Wünsche aber auch Sorgen festgehalten, die wir für uns und Stuttgart haben. Diese haben wir anschließend in Themenbereiche gruppiert und am Samstag in Arbeitsgruppen Inhalte dazu erarbeitet. Das waren dann Lieder aus den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, Gedichte, Zitate und Gebete. Und all das, was dort zusammengekommen ist, haben wir am Sonntagabend vorgetragen. Ganze zwei Stunden »Material« sind zusammengekommen! Und die hatten es in sich!

»Wir glauben, das alles leichter geht, wenn man es singt« war unsere Einleitung und gleichzeitig die Einladung an die Konzertbesucher:innen, mitzusingen und Teil des Konzerts zu werden. Und dann haben wir auf Jüdisch gesungen, auf Türkisch, auf Persisch, auf Arabisch, auf Deutsch. Wir haben Kanons gesungen, Lieder über das Miteinander, Lieder über die Natur, und viele Lieder über den Frieden.

Wir haben gemeinsam gebetet; an einem Punkt des Konzerts hat jede Gemeinschaft ein Gebet oder eine Fürbitte ausgesprochen, auf ihre ganz eigene und typische Weise. Ach und eine Schweigeminute hatten wir auch, einfach um mal kurz in sich zu gehen – nicht unbedingt das, was man auf einem Konzert erwartet, aber passend zum Programm und der Veranstaltung.

Ich bin hingegangen, um über meinen neuapostolisch-christlichen Glauben zu singen und bin »randvoll« mit Musik nach Hause gekommen. Ich bin mit neuen Freunden nach Hause gekommen. Mit neuen Sprachen! (Persisch klingt wundervoll; Türkisch auch, aber ich kann es kaum aussprechen und dann auch noch singen (Endgegener: Çırpınıp)) Ich bin nach Hause gekommen mit der Erkenntnis, dass sich alle Menschen Frieden wünschen. Mit der Erkenntnis, dass ein friedliches Miteinander möglich ist, wenn wir uns aufeinander einlassen und uns Zeit nehmen, uns einander zu verstehen. Unsere Vielfalt ist ein großer Reichtum – aber nur, wenn wir das zulassen und uns dafür öffnen. Diesen Reichtum durch die Vielfalt hat man spüren können, hat man hören können (und bei den Buffets schmecken können – ihr wisst; für mich entscheidet das Bauchgefühl...)

Ich bin dem Rat der Religionen sehr dankbar für die Chance, dass wir uns gegenseitig kennenlernen konnten. Für die Möglichkeit, gemeinsame Sache zu machen. Und für die Erkenntnis, dass es in unserer Gesellschaft so viel Gutes gibt und so viel Grund zur Hoffnung. Ich wünsche mir sehr, dass diese »Konzertreihe« weitergehen wird und es nicht das letzte Mal war, dass wir so zusammenkommen konnten. Und das muss es auch nicht sein, denn nichts hindert uns, unsere Freunde und Nachbarn in ihrer Kirche, in ihrer Synagoge, in ihrer Moschee zu besuchen. (All das habe ich jedenfalls bereits eingeplant.)

Wie klingt, was du glaubst? Und weißt du, was die Menschen um dich herum glauben? Lass' uns darüber sprechen!

Weiterführende Informationen: